… nur falsche Kleidung!
In diesem Sinne habe ich mir ein Kleidungsstück genäht, das ich sehr schick finde, das sich allerdings praktisch erst noch bewähren muss. Mein erster Test im letzten Herbst hatte nämlich großes Herzeleid, langes Gegrübel und schließlich einige Anpassungen zur Folge. Seit einigen Wochen wartet es nun auf den nächsten Probelauf, bisher war es mir dafür aber zu kalt. Mit dem April kommt aber ganz sicher Gelegenheit, es zu tragen:
Ein Regencape, mit Hut.
Leider finde ich die Modezeichnung nicht mehr, die mir als Inspiration gedient hat, ich glaube, sie kam aus einer der vielen Vobachschen Publikationen.
Als Schnittmuster hatte ich mich für Simplicity 7953 entschieden. Der Stoff kommt von Extremtextil und ist eine reine Baumwolle, die wunderbarerweise trotzdem quasi wasserdicht ist [beides: Markennennung, unbeauftragte Werbung]. Leider gab es sie nur noch in sehr gedeckten Farben – und eine kleine dunkelgraue Stoffprobe ist eindeutig etwas anderes als ein derart großflächiges Kleidungsstück, wie ich feststellen musste. Beim ersten An-die-Puppe-heften war ich entsetzt – das Ganze sah aus wie ein Nachtwächter aus dem 19. Jahrhundert (Oder auch Darth Vader. In unserem Esszimmer. Gruselig!). Stück für Stück wurde es aber besser. Trotzdem die natürlich ein Einfallstor für Nässe darstellen, habe ich dem Cape helle Steppnähte verpasst, die die Sache merklich belebt haben.
Zum Stoff ist zu sagen: Sehr ungewohnt! Er ist leicht aber steif, verzieht sich nicht, verzeiht aber auch nichts – ein kleine Beule ausbügeln oder dergleichen kann man da nicht. Und bei drei Stofflagen hat meine alte Singer gestreikt, ich konnte dann nur noch die Nadel über das Handrad mit Schwung in den Stoff hauen, was funktionierte, allerdings werden die Nähte auf diese Art nicht gerade gleichmäßig.
Das Problem, so stellte sich nach dem ersten Probetragen heraus, war aber der Schnitt. Die beiden vorderen Bahnen sind oben zu breit, so dass ich nachträglich Abnäher an der Schulternaht eingefügt habe. Weiter unten sind sie dafür viel zu schmal und die Ärmelschlitze damit zu weit vorne. Das scheint nicht unüblich bei Capes zu sein, hat aber zur Folge, dass man die Arme nur nach vorne herausstrecken, aber nicht seitlich herunterhängen lassen kann, z.B. mit einer Tasche in der Hand. Die Breite reicht außerdem nicht für’s Fahrradfahren. Weder mit herausgestreckten Händen noch mit Händen unter dem Cape konnte ich mit beiden Händen den Lenker anfassen – und damit war das Ganze mehr oder weniger unbrauchbar für mich. Da der Stoff wirklich teuer war, war das ziemlich niederschmetternd.
Nach einigen Wochen und etwas gutem Zureden meiner lieben Nähfreundinnen habe ich mir das Cape dann aber doch nochmal vorgenommen und an Stelle der vorderen Schulterabnäher Keile aus dem Reststoff eingesetzt. Die haben bei genauem Hinsehen leider einen anderen Fadenlauf und wirken insgesamt etwas unmotiviert, ich wollte aber die schön gelungenen Ärmelöffnungen nicht wieder auftrennen. Und jedenfalls hat das Cape nun vorne genug Weite.
Und weil ich schonmal dabei war, und weil Ruth sagte, da gehöre ja nun wohl noch ein Hut dazu, habe ich aus dem Rest vom Rest noch einen genäht, nach bewährtem Schnitt.
Und nun muss ich nur noch genug Gelassenheit entwickeln, Cape und Hut mit selbstverständlicher Haltung zu tragen und mir dabei nicht allzu nerdig vorzukommen.
Hier geht’s zum MeMadeMittwoch. Viel Spaß!
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht – ich gehe auch schon eine ganze Weile mit der losen Idee eines Capes schwanger und nun habe ich gleich ganz viele Anhaltspunkte bekommen, was geht und was lieber zu lassen wäre. Alles in allem finde ich Dein Cape aber echt cool und es rundet Dein Outfit zeitgemäß ab 🙂
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Ein Cape würde zu Deinem Stil natürlich auch großartig passen! Hast Du die in “Call the midwife” gesehen? So schick! Und offenbar authentisch Fünfziger, allerdings auch mit dem Armloch an einer komischen Stelle finde ich – wahrscheinlich tragen sie deswegen das Cape nie zugeknöpft.
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Deshalb fand ich Deinen Beitrag auch umso hilfreicher, zumal ich auch Rad fahre und Jacken, die dafür nicht taugen, kann ich nicht so recht tragen, und zumachen würde ich sie auch mal wollen 😉 Ich glaube ich verschiebe das nochmal ein wenig weiter nach hinten – sind ja in der Regel genug andere Ideen da, die nach vorn drängen 🙂
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Ein bisschen britischer Landhausstil, oder! Ich glaube gern, dass man sich an so ein Kleidungsstück erst gewöhnen muss!! Es hat aber seinen Charme!
LG Monika
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Wunderbare Geschichte! Und ich drücke fest die Daumen, dass Du das tolle Teil mit großem Selbstverständnis trägst. In der Großstadt ist schließlich alles möglich und bei REgen werden Dich alle um das tolle Fahrradoutfit beneiden. so viel schöner als schreiend bunte Funktionskleidung! LG Kuestensocke
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Ich finde dein Outfit lustig und praktisch zugleich, sein Einsatz wird kommen, da bin ich mir sicher ;0)
Und ein bisschen Nerd kann unsere Umweltvsvhon vertragen.
Liebgruß Doreen
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Ich finde es cool! Passt hundert Prozent zu dir, du solltest es tragen… Grade auch weil es dich so viele Gedanken und und Mühe gekostet hat! Was andere Leute denken sollte eh egal sein… (Leichter gesagt als getan, aber wahr…) LG sarah
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Ich liebe Capes, finde sie aber leider nicht praktisch, weil man Taschen immer untendrunter tragen muss. Zur Zeit meines Abis (schon lange her) hatte ich ein Tweedcape, das ich geliebt habe – aber die Schultasche untendrunter hat schon ziemlich gebeult.
Dein Cape finde ich schon sehr schick – Gelegenheit zum Anziehen findest du sicher.
LG
Susanne
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Ein Cape schwebt mir auch schon länger vor, allerdings hatte ich dabei nicht an eine Regenvariante gedacht. Diese Idee gefällt mir sehr gut. Ganz bezaubernd finde ich den Regenhut. Klasse! So etwas sieht man ja auf unseren Straßen garnicht. Viel besser als ein Schirm. Beides zusammen ist perfekt. Nun möchte ich Dir aber kein Regenwetter wünschen…
Liebe Grüße
Susan
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Wieder ein sehr gelungenes Outfit für dich! Ich würde dir voller Begeisterung hinterher schauen, Capes finde ich soooo toll. Und das oft schmuddelige Hamburger Wetter wird dafür sorgen, dass du dein Cape oft tragen kannst.
LG, Heike
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Ich finde das Cape sehr gelungen und gar nicht nerdig. Und die Keile muss man selbst nach dem Hinweis suchen, die werden wahrscheinlich wieder niemandem auffallen außer einem selbst. LG, Ulrike
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Dass die Schlitze soweit vorne liegen, ist wohl Design. Ich denke, man soll die Hände eigentlich unter dem Umhang halten und nur zufußgehen damit, wie Sherlock Holmes. Die Farbe ist doch toll. Mit der hellen Absteppung ist das Cape modern umgesetzt. Schade aber, dass du den Schnitt erst optimieren musstest. Ein sehr hübsches Teil!
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