
Wie gerufen kommt dieser Sew Along von Küstensocke! Den Start letzte Woche habe ich leider verpasst, da ich an meinem Projekt aber sowieso schon ein Weilchen dran bin, kann ich ganz gut noch einsteigen.
Ich brauche nämlich dringend einen neuen Wintermantel (Ja, sowas kann man in Hamburg auch schon mal im November gebrauchen!). Im letzten Jahr hatte ich mit Blut, Schweiß und Tränen einen genäht, an dem mir am Ende eigentlich gar nichts so richtig gefiel – und gefroren hab ich damit auch. Ich habe ihn mit Todesverachtung getragen, aber klar war, dass in diesem Jahr was anderes her muss. Die Latte liegt dabei durch meinen blauen Übergangsmantel recht hoch, den ich immer noch sehr toll finde, außerdem möchte ich es wirklich nicht noch einmal versemmeln – also alles ganz entspannt … Da kann ein Sew Along nur helfen!

Schon vor Monaten habe ich mich für einen Schnitt entschieden, ein originaler aus den Zwanzigern (von Pattern Recall auf Etsy), der allerdings leider mehrere Größen zu groß für mich ist. In Ermangelung von seriösen Kenntnissen der Schnitterstellung habe ich den Schnitt mit dem vom Übergangsmantel gemorpht – das Endprodukt ist jetzt also weniger eine Umsetzung der Vorlage als von ihr inspiriert. Mühe hatte ich vor allem mit den Ärmeln, denn der Originalärmel war natürlich viel zu groß, und der einteilige Ärmel des blauen Mantels ist zwar schön, mit der weiten Öffnung aber nicht geeignet für Hamburger Kälte. So habe ich ziemlich viel Zeit auf die Konstruktion eines zweiteiligen Ärmels verwandt.
Beim letzten Nähsamstag im September habe ich ein Probeteil genäht, das von den kundigen Mitnäherinnen begutachtet wurde (1000 Dank nochmal dafür!), entsprechende Änderungen vorgenommen und dann das Ganze erstmal auf der Puppe hängen lassen. Und hängen lassen.
Nachdem ich mich letzte Woche endlich dazu durchgerungen hatte, den Probemantel nochmal anzuziehen, stellte ich leider fest, dass der Ärmel immer noch nicht in Ordnung war. Er verdrehte sich nach vorne, und trotz Recherchen und diversen Probeärmeln konnte ich das Problem nicht lösen. Als ich irgendwann, am Ende meines Lateins, seufzend am Fenster stand, sah ich Licht bei Andrea Marra, der Schneiderin im Haus gegenüber, die nicht nur sehr nett ist, sondern passenderweise auch einen Hang zu Vintage-Schnitten hat. Sie sah, natürlich, auf den ersten Blick, was los war (nämlich eine zu flache Schulterkugel), und das war sehr hilfreich. Nach zwei weiteren Probeärmeln bin ich immer noch nicht restlos glücklich mit der Form des Ärmels. Lust auf weiteres Rumprobieren hatte ich aber auch nicht mehr (ich habe insgesamt mindestens zehn Probärmel genäht), so hoffe ich, dass es nun einfach passen wird …

Stoff kaufen war dann auch gar nicht so einfach.
Für einen beerenfarbenen Doubleface aus reiner Wolle hatte ich mich entschieden (von Gädtke in Hamburg) – man soll ja schließlich auch mal seine Komfortzone verlassen, also habe ich nicht den dunkelblauen genommen. Er ist wunderbar weich und toll zu verarbeiten, wird noch mit Watteline gefüttert und sollte dann wirklich warm genug sein. Für den Besatz wollte ich gerne Samt verwenden – der ist authentisch und schön und vor allem sollte der Schalkragen schön kuschelig werden. Samt kaufen ist aber gar nicht so einfach, die Nachfrage ist zu gering, und der Hersteller, der Mahler Stoffe in Hamburg bislang zuverlässig mit einer größeren Farbauswahl beliefert hat, hat offenbar das Geschäft eingestellt. Und dann ist so ein Rotton natürlich viel schwieriger zu kombinieren als ein Blau … Trotzdem schien der dunkelblaue Samt am Passendsten, aber am Rückenteil angesetzt gefiel mir das nicht besonders.

Am Ende habe ich einen Walkstoff in einer etwas blasseren Beerenfarbe gekauft (leider war das bei dem Licht gestern irgendwie nicht schön zu fotografieren), das ist viel besser. Walk ist eigentlich nicht so mein Ding, aber mit Bügeleinlage verstärkt wurde er stabil genug, und optisch macht die Struktur das Ganze hübsch lebendig. Was ich nun mit dem Schalkragen mache, weiß ich noch nicht – vielleicht doch der blaue Samt. Oder Kunstpelz? Hmmm …
Und hier geht es zum Sew Along. Vielen Dank, Küstensocke, für die Organisation!