In den letzten Jahren hat mich der erste Advent meistens ein bisschen überrumpelt, aber in diesem freue ich mich schon eine ganze Weile darauf. Ja, mir wird auch einiges fehlen, aber dafür wird endlich mal genug Zeit und Ruhe sein zum Bratäpfel machen, Basteln, Backen, Singen, Vorlesen und all das. Und zum Auf-Weihnachten-Zugehen gehört seit ein paar Jahren ja auch immer, ein Weihnachtskleid zu nähen.
1000 Dank an die Crew, die all die MeMadeMittwochs und auch wieder diesen schönsten aller Sew Alongs organisiert!
Nun habe ich neben dem Weihnachtskleid auch noch etwas anderes offen, und zwar meinen Plan, in jedem 2020er-Jahr ein Stück aus dem entsprechenden 1920er-Jahr zu nähen. Dafür eine passende Vorlage zu finden, war gar nicht einfach – was man 1920 getragen hat, ist für heutige Blicke schon sehr ungewohnt, und es soll ja auch irgendwie tragbar sein und in mein Leben passen.
Fündig wurde ich endlich beim Commercial Pattern Archive (CoPA). Dort gibt es eine Datenbank mit historischen Schnittmustern, die man kostenlos nutzen kann (nachdem man sich etwas umständlich angemeldet hat). Enthalten sind nicht die Schnitte selber, aber die Abbildungen und meistens auch eine Übersicht der Schnitteile – eben alles, was auf dem Umschlag an Informationen mitgeliefert wurde. Ein El Dorado!
Nach einem kurzen Bad im Meer der Träume waren dies meine Favoriten:
Ein Nachthemd, ein Hauskleid, zwei Blusen.
Die Blusen gefallen mir beide sehr. Diese Raffung bei dem unteren Modell war im Jahr 1920 offensichtlich große Mode, das habe ich bei vielen Kleidern und Blusen gesehen. Und bei der oberen habe ich mal wieder über die Verwendung von Gummiband gestaunt – auch wenn ich längst weiß, dass das damals durchaus schon benutzt wurde, kommt es mir immer noch merkwürdig vor. Vor allem frage ich mich immer wieder, warum man in den folgenden Jahrzehnten weitgehend auf diese der Bequemlichkeit so förderliche Erfindung verzichtet hat.
Jedenfalls, da ja nun auch der Weihnachtskleid Sew Along ansteht, habe ich mich entschieden, beides zu verbinden und das Kleid zu nähen.
Es sieht bequem und trotzdem wunderhübsch aus, also genau das Richtige für Weihnachten. Allerdings werde ich ein bisschen von der Vorlage abweichen.
Bezeichnet wird es als “apron”, also als Hausarbeitskleid – dass es wie eine heutige Schürze über einem kompletten anderen Outfit getragen wurde, denke ich eher nicht. Ganz sicher sollte es aber aus einem unempfindlichen, gut waschbaren Stoff genäht werden – nicht meine erste Wahl für ein Weihnachtskleid. Auf die Knöpfe am Rücken werde ich verzichten, möglicherweise auch auf die Taschen, und ich werde die puffigen Ärmel vom Nachthemd an die vom Kleid ansetzen (ein die ganzen Zwanziger hindurch geschätzter Style) .
Dass das Kleid mit diesen Änderungen unauthentisch wird, befürchte ich nicht. Alle Elemente sind weniger “typisch Kleid für die Hausarbeit”, sondern eher “typisch frühe Zwanziger”, denke ich, und wenn man so etwas 1920 vielleicht nicht gerade zu formellen Anlässen getragen hätte, passt es für mich und ein kuscheliges Weihnachten im Kreis der Kernfamilie doch sehr gut.
Bleibt die Frage nach dem Stoff. Dummerweise habe ich den perfekt dazu passenden schon gefunden, einen wunderbar weichen, leichten Webstoff mit Kaschmir in einer dunklen Beerenfarbe (bei Gädtke in Hamburg), aber der kommt finanziell leider nicht in Frage. Da muss ich also diese Woche nochmal anderweitig auf die Suche gehen, denn für das nächste Wochenende ist schon der nächste Zwischenstand geplant.
Hier findet Ihr alle anderen Weihnachtskleidnäherinnen.
Ich freu mich schon!
Ohja, dieses Schicksal erlitt ich bei Gädtke auch schon ein- oder zweimal, aber vielleicht ließe es sich ja doch machen, falls dieses Kleid ein Hit wird? 🙂
Ich finde Deinen Plan sehr spannend und sehr authentisch. Meinst Du denn Du kommst ohne Knopfleiste gut in das Kleid rein? Zumindest würde ich das nochmal nachschauen 🙂 ansonsten wäre beere ein hervorragender Farbton, aber auch tannengrün wäre sehr hübsch.
Ich bin gespannt für was für einen Stoff Du Dich entscheidest!
Herzliche Grüße, Anne
LikeLike
Da hat du dir wieder mal ein interessantes Projekt ausgesucht und ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung!
LG Monika
LikeLike
So ein Kleid könnte ich mir sehr gut vorstellen! Ich mag die Zeit ja auch so gern. Wie hast du dir das raffende Element gedacht? Ich würde was mit Goldstickerei und Perlen schön finden. Viel Vergnügen beim Nähen! Regina
LikeLike
Ui, das wird spannend! Als ich zunächst das Bild mit der Sammlung von Kleidung sah, viel mir genau das Kleid sofort ins Auge. Toll, dass du genau das machen möchtest. Liebe Grüße Tina
LikeLike
Großartiger Plan mit den 10 Kleidern zum jeweiligen Jahr eins, das wird spannend! Ich finde deine Wahl sehr gut, muss allerdings sagen dass ich die Knopfleiste im Rücken grade toll finden würde… Bin gespannt, wie du es machst. LG Sarah
LikeLike
ein spannendes Projekt und der Schnitt gefällt mir sehr. Das Projekt “Hauskleid” klingt etwas angestaubt, aber wenn man bedenkt, dass heutige Hauskleidung bei vielen mit Jogginghose gleichgesetzt wird, ist ein 1920er Hauskleid der pure Glamour! Gutes Gelingen und ich drücke die Daumen für eine guten SToffkauf! LG Kuestensocke
LikeLike
interessant, daß alle deine Modelle angeschnittene Ärmel haben, war das modern in dieser Zeit? Das Kleid jedenfalls gefällt mir sehr gut. Auf die Knöpfe im Rücken würde ich glaube ich nicht verzichten, die finde ich grade schick. Schade, daß der Traumstoff nicht in Frage kam, aber meistens finden sich ja auch noch andere Alternativen.
LG Barbara
LikeLike
Eine sehr interessante Quelle hast Du aufgetan – da werde ich auch einmal reinschauen. Ich finde es immer wieder spannend, welch schöne, nähtechnische Details “Vintage”Schnitte aufweisen. Ich wünsche Dir viel Freude beim Nähen Deines Weihnachtskleides! Liebe Grüße!
LikeLike