Als es vor eine paar Wochen plötzlich so schön warm wurde, bekam ich Sehnsucht nach mehr Kleidern – morgens einfach ein einziges Kleidungsstück überzuwerfen, ist eine meiner großen Sommerfreuden. Und eine Sommerfreude ist es auch wirklich geworden, denn es gefällt mir sehr:
(Es war beim Fotografieren ziemlich windig, und auch auf der Puppe war das Kleid leider bemerkenswert schlecht zu fotografieren.)
Weil ich ja momentan fast nur aus dem Bestand nähe, fiel die Wahl auf eine mittelschwere Baumwolle, die auf der einen Seite so eine Art Atlasbindung hat, also etwas glänzt. Sie ist außerdem, wie man sieht, richtig rot, was ich sehr schön finde, mich aber trotzdem bisher davon abgehalten hat, sie zu vernähen. Ist schon etwas ungewohnt.
Weil es außerdem schnell gehen sollte, habe ich mich für den T-förmigen Basisschnitt entschieden, nach dem ich schon diverse Kleider genäht habe (zum Beispiel hier), obwohl mich der weite, formlose Rücken daran schon seit Längerem etwas stört – und mich auch diesmal wieder geärgert hat.
Erstmal ging es aber ganz gut voran, die Idee mit den weißen Stepplinien am Ausschnitt ließ sich einigermaßen ordentlich umsetzen und erfüllt auch ihren Zweck, das viele Rot ein bisschen zu beleben. Die Kombination rot-weiß hat außerdem immer so ein bisschen was Maritimes, was ich sehr mag. Den ersten längeren Hänger gab es dann bei den Falten. Die sollten diesmal nämlich eigentlich vorne seitlich liegen, aber nach Herumprobieren mit allen möglichen Varianten in Richtung und Lage sind sie am Ende doch wieder über den Hüften gelandet, das passt einfach am Besten zu meiner Figur. Dass die vordere Bahn nun beidseitig schon eingeschnitten war, war nicht so schlimm, denn diese Riegel waren sowieso eingeplant. Allerdings hätte der Winkel mehr Sinn gemacht, wäre direkt unterhalb die erste Falte aufgesprungen, wie ich mir das ursprünglich gedacht hatte.
Die Rundung am Ausschnitt nochmal in Klein bei den Riegeln gut hinzukriegen, traute ich mir eigentlich nicht zu. Da halfen glücklicherweise Ermutigung und gute Ratschläge von Frau Kapeanlumi und Frau Tinesews: Ich habe die Kanten mit Heftgarn eingereiht und zusammengezogen und das Ganze über einer Pappschablone gebügelt. Leider sind sie beim Annähen wieder etwas aus der Form geraten, aber prinzipiell hat es gut funktioniert. Nicht so gut funktioniert hat das Freihand-Steppen mit der Maschine. Nachdem ich zig einzelne Stellen wieder aufgetrennt und neu gemacht habe, mit mäßig schönem Ergebnis, habe ich die Riegel dann doch nochmal neu zugeschnitten und gesteppt, diesmal mit Vorzeichnen, was – Überraschung! – viel besser ging. Ich habe außerdem beim zweiten Anlauf nicht die Kanten direkt umgelegt und mit festgesteppt, sondern erst nach dem Steppen umgebügelt, so konnte man die Ecken viel besser unterschlagen.
Und der dritte große Haken war dann, wie zu erwarten, der Rücken. Wenn man das ganze Kleid nicht so weit macht, dass es quasi berührungslos um einen herumhängt, staucht es sich am Rücken über dem Po, besonders bei etwas festerem Stoff (und wenn man, anders als meine Schneiderpuppe, überhaupt einen Po hat). Ich habe Verschiedenes ausprobiert – stärkere Rundung der Seitennähte, die klassischen zwei Rückenabnäher, zweimal zwei kleine halbe Abnäher, die nach oben aufspringen (das hätte bei leichterem Stoff, glaube ich, ganz gut funktionieren können), schließlich zwei senkrechte Abnäher ziemlich nah an an den Seitennähten.
Sowas habe ich noch nirgends gesehen, aber es nimmt zumindest ein bisschen Weite aus dem Rücken. So wird es nun also bleiben. Und nächstes Mal versuche ich dann wirklich mal einen anderen Schnitt. Glaub ich.
Heute ist MeMadeMittwoch! Den findet Ihr hier.
Wieviel doch solch eine Ziernaht ausmachen kann, finde ich ganz toll. Und es sollte mehr Mut zu rot geben, gefällt mir super gut! LG Anke
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Ein tolles rotes Kleid! Besonders die schönen Details gefallen mir sehr gut!!
LG Monika
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Sehr schöne aufwändige Details – sie machen das Kleid besonders und individuell. Ich bewundere Deinen Mut und die Geduld für die Absteppungen. Und das Rot finde ich genial – mehr rote Kleider braucht der Sommer! Genieße die warmen Tagen!
Liebe Grüße von Ina
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Das Kleid ist sehr gut geworden und passt sehr zu deinem individuellen und besonderen Stil. Hürden beim Nähen sind eigendlich normal, schließlich sind wir ja Laiinen. Viel Vergnügen beim Tragen.
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Dass die Falten nicht direkt beim Riegel liegen, finde ich gar nicht beachtlich – hättest Du nichts erwähnt, hätte ich sie einfach als Designelemente so hingenommen und nicht weiter hinterfragt 🙂 Schöne Farbe, die durch die Details noch etwas mehr zu Geltung kommt!
Liebe Grüße, Anne
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Rot mit weißen Elementen wirken richtig fröhlich und erfrischend; und zur Zeit sind das auch die von mir bevorzugten Farben.
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Was für eine außergeöhnliche Farbe, du solltest dein Beuteschema erweitern. Ich finde, rot steht dir super! Und wieder einmal bewundere ich deine Akuratesse und dein Geschick – mir fehlt es da an Perfektion. Tolles Kleid!
LG
Sandra
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Hach, ich mag ja den Ausschnitt! Und die Ziersteppung. Und überhaupt das Kleid.
Total schön!
LG Marlene
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Ich Bewundere Dein Kleid und vor allem könnte ich ja garnicht so genial selbst kreiieren und rumprobieren… Ich brauche immer eine Anleitung. Daher hast du meinen vollsten Respekt und ich finde das Kleid unglaublich gut!!! LG Sarah
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Immer wieder bin ich beeindruckt wie Du solche Schnitte für Dich umsetzt und die VErgangenheit ins hier und jetzt holst. Die Steppnähte sind der Hammer und die schönen Riegel an den Hüften und das Rot sowieso! Steht Dir ganz prima! LG Kuestensocke
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Ganz toll finde ich immer deine liebe zum Detail, die Stickerei macht das Kleid zu etwas ganz besonderem.
LG, Heike
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Sehr schönes Kleid. Das Rot steht dir ich kann aber verstehen warum der Stoff ne weile lag. Ich bin auch blond und da wäre das auch nicht meine erste Wahl. Aber sehr gelungen.
Du schreibst von T-förmigem Basisschnitt. Meinst du damit das 1 hour Dress?
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Dankeschön! Und ja, damit ist so etwas wie das 1 hour dress gemeint – dieser Grundschnitt war ja allgemein sehr beliebt in der Zeit, auch für Blusen. Und superschnell genäht!
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